rot: Standort Schkopau
schwarz: Standort Böhlen
Im Rahmen des Restrukturierungsprogramms der Dow Chemical erfolgte zum 01.10.1998 die Ausgliederung der Betriebsabteilung Eisenbahn an eine Bietergemeinschaft aus DB AG und Transpetrol GmbH Internationale Eisenbahnspedition. Personal und Equipment wurden mit übergeben.
Die Bietergemeinschaft gründete die Mitteldeutsche Eisenbahn GmbH, die ab diesem Zeitpunkt die schienengebundene Ver- und Entsorgung der Dow Werke Schkopau und Böhlen und der Kraftwerke Schkopau und Lippendorf weiterführt.
Im Jahre 1997 wurden für das Chemiewerk Schkopau der BSL ca. 14.000 Wagen und für das Kraftwerk Schkopau ca. 68.000 Güterwagen im Eingang durch die Werkbahn bewältigt. Dies entspricht einer Gütermenge von ca. 4,7 Mio. Tonnen.
Im Jahre 1996 wurden für das Chemiewerk Schkopau der BSL ca. 20.000 Wagen und für das Kraftwerk Schkopau ca. 60.000 Güterwagen im Eingang durch die Werkbahn bewältigt. Dies entspricht einer Gütermenge von ca. 4,5 Mio. Tonnen. Im Jahr 1997 erfolgte die Zusammenlegung der bisherigen Betriebsabteilungen Eisenbahn der Werke Schkopau und Böhlen zu einer Betriebsabteilung.
Der erste Kohlezug für das neue Kraftwerk konnte am 27.09.1995 durch die Werkbahn von der WÜST zugeführt werden.
1994 / 1995 übernahm die Dow Chemical den inzwischen aus den Chemiewerken Buna in Schkopau, den sächsischen Olefinwerken in Böhlen und einem Teil des Leuna Werkes in Leuna gegründeten Olefinverbund und bildete die BSL Olefinverbund GmbH. Die Werkbahn Buna wurde „Betriebsabteilung Eisenbahn Werk Schkopau“ dieses Unternehmens.
Mit dem Aufbau des neuen Braunkohlenkraftwerk der VEBA Kraftwerke Ruhr AG (jetzt E-ON) in Schkopau und der Übertragung der schienengebundenen Ver- und Entsorgungsaufgaben des Kraftwerkes an die Buna-Werkbahn ergaben sich neue Aufgabenfelder und eine deutliche Leistungssteigerung. Die zu nutzenden Gleisanlagen des Werkbahnhofs, die Zuführungsgleise zum Kraftwerk und der Kraftwerksbahnhof selbst wurden ab Frühjahr 1993 von Grund auf saniert, modernisiert, erweitert bzw. neu errichtet.
Nach den wirtschaftlichen Veränderungen Anfang der 90er Jahre, als aus dem Kombinatsbetrieb die Sächsischen Olefinwerke AG Böhlen als ein Unternehmen der Treuhandanstalt entstand, blieb die Werkbahn von tiefgreifenden Struktur- und Personalveränderungen nicht verschont. Zahlreiche Ausgliederungen von Betriebsabteilungen, zum Beispiel der Abteilung Gleisbau und Sicherungstechnik, das Verschrotten von Fahrzeugen und die Demontage von Gleisanlagen prägten das Bild in dieser Zeit. Vier Lokomotiven der verbleibenden fünf Lokomotiven der Baureihe V60 wurden mit Caterpillar Motor 3412 DITA remotorisiert und mit Funkfernsteuerung System Theimeg ausgestattet. Die eingebaute automatischen Rangierkupplungen an den Lokomotiven bewährten sich durch die zahlreichen Wendefahrten nicht und wurden wieder entfernt.
Im Jahr 1992 wurde begonnen, die vorhandenen Rangierlokomotiven V 60 zu modernisieren. Beginnend mit der Werklok Nr. 77 wurden die Maschinen mit einem Caterpillar Motor 3412 DITA remotorisiert und mit Funkfernsteuerung System Theimeg ausgerüstet. Die Lok 77 war die erste mit CAT-Motor remotorisierte V 60 (Ost) in den neuen Bundesländern.
Besonders die Aufgabe der Karbidproduktion im Jahr 1991 führte zu einem dramatischen Rückgang der Bahntransporte, so dass weiterhin ein umfangreicher Personalabbau notwendig war.
Der wirtschaftliche Zusammenbruch zu dem es 1990 in den Neuen Bundesländern kam, führte auch in den Buna-Werken zu einem umfangreichen Entwicklungs- und Sanierungsprogramm, und in der weiteren Folge mit der Privatisierung des Werkes zu Restrukturierungsmaßnahmen in nahezu allen Bereichen. Auch der Bereich der Werkbahn wurde davon betroffen. Durch Stilllegung zahlreicher Produktionsanlagen sowie der Kraftwerksanlagen und deren Abriss, wurde der sukzessive Rückbau von Gleisanlagen (58 km Gleis und 211 Weichen) notwendig.
Ebenso wurde der Fahrzeugpark der Werkbahn reduziert. Es kam zur Stilllegung, Verschrottung und Verkauf von Triebfahrzeugen (10 V 60, 4 V 180) sowie zur Verschrottung und zum Verkauf des werkseigenen Güterwagenparkes (836 Wagen).
Die Werkbahn wurde durch die Einführung von UKW-Rangierfunk, der Beschaffung von fünf Dieselloks der Baureihe V60 und der Inbetriebnahme von vier Gleisbildstellwerken modernisiert. Eine Diesellokpflegestation rundete die Investition ab. Das letzte Großereignis der Werkbahn unter staatlicher Planwirtschaft war die offizielle Inbetriebnahme des Gleisbildstellwerks Typ WSSB GSII IB am 30.05.1985 im Werksbereich „Pulgarfeld“.
Der Wageneingang pegelte sich ab 1980 auf ca. 230.000 Wagen pro Jahr ein, insgesamt mussten somit durchschnittlich 290.000 bis 350.000 Güterwagen in der Anschlussbahn pro Jahr bewegt werden. Der Werkbahnhof behandelte in der Zugauflösung im Tagesdurchschnitt 12 Kohlezüge, 3 Kalkzüge, 1 Kokszug und 6 bis 8 Überführungszüge. Die gleiche Anzahl Züge wurde im Ausgang behandelt.
Der Wageneingang und Wagenausgang betrug 1962 ca. 170.800 beladene Waggons. Dabei wurden umfangreiche Produkte und Hilfsstoffe wie Chlor, Lauge, Schwefel, Butan, Gasöl, Teeröl, Diesel, Benzin, Heizöl, Kalk, Briketts, Koks und Filterasche transportiert. Zur Bewältigung der Transportaufgaben stand Infrastruktur mit einer Länge von 56,2 km Normalspurgleis, 14,6 km Schmalspurgleis, 164 Weichen, 2 Gestängestellwerke, 4 Schrankenposten, 1 Weichenposten und 18 Seilrangieranlagen bereit. Der Fahrzeugpark umfasste 16 Dampfspeicherlokomotiven, eine Diesellok (V75), eine elektrische Speicherlok, zwei Gleiskrane und 169 Güterwagen, wovon 40 Wagen auf DR-Gleisen zugelassen waren. Die Beschäftigtenzahl belief sich auf 278 Mitarbeiter. Das Produktionswachstum und das dazugehörige Transportaufkommen stieg zwischen 1950 und 1970 um 9,2{936545033b4ad1b295a8a4737e8edd8b254cbf92179d95cc0faf10659e0858f0} pro Jahr.
Die Veränderung der Industrieregion, die Inbetriebnahme der Erdölverarbeitung und der Erdölpipeline Leuna-Böhlen 1970 bis 1972, die Stilllegung der Brikettfabrik und die Teilstilllegung der Schwelerei sowie die territoriale Werksausdehnung durch den Neubau des Olefinkomplexes mit Betriebsbeginn im Jahr 1974 führte zu wesentlichen Veränderungen des Verkehrsaufkommens. Im Werksgelände „Pulgarfeld“ entstanden umfangreiche neue Gleisanlagen und Verladeanlagen. Die Stichstrecke Zwenkau-Pulgar erhielt einen offiziellen Tarifbahnhof der Deutschen Reichsbahn. So transportierten die Beschäftigten im Jahr 1978 pro Tag 328 beladene Wagen.
Die Inbetriebnahme eines Gleisbildstellwerkes GS III Sp 68 1983 und der damit verbundenen Stilllegung der Vierreihenstellwerke sowie die Einführung der Funkfernsteuerung von 2 Rangierlokomotiven der
BR V 60 ab 1984 gestalten die Abläufe rationeller.
Der Bau und die Fertigstellung der neuen Strecke Halle/Neustadt-Buna-Merseburg 1967 und die notwendige Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Anschlussbahn durch den Bau einer 3. Karbidfabrik sowie der neuen PVC-Fabrik machten Veränderungen in der Betriebsführung und die Neubeschaffung von Triebfahrzeugen unumgänglich. Beginnend mit dem Jahr 1965 wurde der Lokomotivpark bis 1980 verdieselt.
Die Werkbahn fuhr ihre Kohlezüge mit 4 modifizierten Industrievarianten der Diesellok V180 aus der Produktion der Lokomotivfabrik Babelsberg. Der Rangierbetrieb wurde mit 20 Lokomotiven der Baureihe V 60D bewältigt. Der Bestand an werkseigenen Güterwagen belief sich auf 896 Wagen im Jahr 1963. Der Betriebsdienst wurde durch schrittweise Einführung des Rangierfunkes ab 1963, die Inbetriebnahme eines Ablaufberges im Oktober 1963, die Einführung des Container-Zugverkehrs ab 1968 rationeller gestaltet.
Mit der Gründung des Kombinates „Otto Grotewohl“ Böhlen im Jahr 1952 wurden die Kohle-, Energie- und Kraftstoffbereiche zusammengeführt und in das DDR-Staatseigentum überführt.
In den Jahren 1945 bis 1950 erfolgte der Wiederaufbau der Produktionsanlagen auf den Stand der Vorkriegsproduktion. Die bisherigen Eigentümergesellschaften wurden enteignet und eine sowjetische Aktiengesellschaft geschaffen. Diese Zeit war geprägt von der weiteren Stabilisierung und Intensivierung der Produktionsstruktur. Dazu wurde 1947 an der Eisenbahnstrecke Leipzig-Altenburg der Werkbahnhof „Böhlen Werke“ errichtet. Die Werkbahn beförderte ab Oktober 1948 Beschäftigte zwischen dem Bahnsteig „Landabsatz Zwenkau“ (Ort Zwenkau) und dem Bahnsteig „Wasserwerk“ des Westgeländes (Industriegebiet Böhlen). Dazu gab es eigens einen Personenwagen.
Die Werkbahn verfügte 1948 über 12 Feuerloks (davon 3 werkseigene BR 42 und BR 55 sowie 9 Leihlokomotiven der DR), 6 Dampfspeicherloks und 7 Dieselloks BR V36 für die Bewältigung des Zug- und Rangierbetriebes. Der Wageneingang entwickelte sich von 88 000 Wagen im Jahre 1948 auf 205.000 Wagen im Jahr 1967, damit mussten im Anschlussbahnbetrieb 1967, inklusive des werksinternen Verkehrs, rund 300.000 Wagen bewegt werden.
Weitgehend vom Krieg verschont, stand der Nachkriegswirtschaft in der sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR ein moderner und leistungsfähiger Betrieb zur Verfügung. Die Aktivitäten der Werkbahn beschränkten sich ab Januar 1947 nicht nur auf die Anschlußbahn, sondern sie übernahm zu diesem Zeitpunkt eigenständig mit Fahrzeugen und Personal den Kohleverkehr aus den Braunkohlegruben im Geiseltal in die werkseigenen Kraftwerke über die Strecken der Deutschen Reichsbahn.
Bis April 1945 wurden mit 10 Lokomotiven (Diesel-, Dampfspeicher- und Feuerloks) und eigenen Güterwagen rund 1 Mio. Tonnen Kohle für die 2 Werkskraftwerke, 1 Mio. Tonnen Branntkalk und 721 kt Koks für die Karbidfabriken sowie 235 kt Salz für die Chlorproduktion im Werkbahnverkehr bewegt. Ergänzt wurden diese Transporte noch mit der Zuführung von Rohstoffen für die Buna-Kautschukproduktion und der Abfuhr der Kautschukproduktion über die Schiene.
Durch die systematische Bombardierung der Böhlener Werke in den Kriegsjahren 1944/1945 kam die Produktion nach dem letzten schweren Luftangriff am 21.03.1945 völlig zum Erliegen. Mehr als 11.000 Bomben wurden auf das Betriebsterritorium und die nähere Umgebung abgeworfen.
Die sich hieraus entwickelnde Anschlussbahn mit eigener Betriebsführung hatte die Zuführung der benötigten Roh- und Hilfsstoffe und den kontinuierlichen Absatz der erzeugten Produkte der Kohle-, Energie- und Kraftstoffproduktion sicherzustellen. So erreichte zum Beispiel die Jahresproduktion der BraAG allein 240 kt Kraftstoff und durch die Erweiterung des Territoriums „Westgelände“ auch eine immense Erweiterung der Gleisanlagen. Die damals errichtete sogenannte Millionenbrücke wird noch immer für den Zugverkehr genutzt.
Am 25.04.1936 wurde in Schkopau der Grundstein für die Buna-Werke gelegt. Schon drei Wochen zuvor, am 04.04.1936, wurde mit dem Bau der Anschlussbahn begonnen. Die Inbetriebnahme der Anschlussbahn, mit einer Gleislänge von ca. 31 km, zwei Vierreihenstellwerken der Bauart Siemens und einer Eisenbahnfahrzeugwerkstatt erfolgte am 10.06.1938.
Die Entstehung einer Brikettfabrik und eines Energiekraftwerkes sowie deren Ausbau in den Jahren 1925 bis 1927, der Bau eines Hydrierwerkes unter Leitung der Braunkohle-Benzin AG Berlin (BraAG) 1935 und die Inbetriebnahme des Druckgaswerkes im Jahre 1940 erforderte parallel dazu den Ausbau eines leistungsfähigen Transportmittels.
Der Aufschluss des Tagebaus Böhlen in den Jahren 1920/1921 bildete die Geburtsstunde für den Industriestandort Böhlen.